Woher rührt Ihre Begeisterung für Autos? Wenn Sie ähnlich veranlagt sind wie ich – und die meisten von Ihnen werden es vermutlich sein –dann haben auch sie dieses Fieber von ihrem alten Herrn geerbt. Als jemand, der zum eigenen Lebensunterhalt ständig über Autos schreibt, werde ich oft nach meinen Lieblingsautos gefragt. Und ist wirkt fast wie ein Klischee, wenn ich dann sage: „Ich bin ein Ferrari-Mann.“ Sei es ein 250 GT „SWB“ SEFAC Hot Rod oder ein 458 Speciale – die rot glänzenden Autos aus Maranello beschleunigen meinen Plus schneller als Autos aller anderen Hersteller.
Und dafür gibt es einen einfachen Grund. Weil mein Vater, der in den späten 1990er-Jahren für den britischen Ferrari-Importeur Maranello Concessionaires arbeitete, mich mit dem roten Virus infiziert hat. Ich erinnere mich noch den genau an Tag, als er mit einem Modell des damals neuen 360 Modena nach Hause kam. Ich trieb das kleine Auto so lange durch die Wohnung, bis die Räder abfielen. Von da an war es um mich geschehen. Mein Vater besaß zwar keinen „richtigen“ Ferrari. Doch hätte er einen gehabt, hätte ich alles darangesetzt, ihm zur gemeinsamen Teilnahme an der Raduno Padre-Figlio zu überreden. Einer von Happy Few Racing exklusiv für Ferrari-Modelle ausgeschriebenen Straßenrallye für Väter mit ihren Söhnen.
Das erste Event nach diesem Format fand 2016 in der Toskana statt – und war auf Anhieb ein fulminanter Erfolg. Die bislang letzte Ausgabe lief vor einigen Wochen im bergigen Umland des Fürstentums Monaco, zu beiden Seiten der französisch/italienischen Grenze. Auf der Nennungsliste: Über 30 Vater/Sohn-Teams, die nicht nur aus ganz Europa, sondern bis aus Südafrika und den USA angereist waren. Ebenso variantenreich war die Zahl der Autos – von einem 1962er 250 GT California Spider mit kurzem Radstand bis zum brandneuen 488 Pista sowie fast jedem dazwischenliegenden Schlüsselmodell. Und keines davon zwei Mal – wie es das Reglement vorsieht.
Während der dreitägigen Rallye hatten die Teilnehmer die Möglichkeit, sich auf den spektakulären Bergstraßen der Seealpen ausgiebig zu vergnügen – mit dem legendären Col de Turini als Höhepunkt. Wobei Geschwindigkeit nicht im Vordergrund stand, ist doch die Raduno Padre-Figlio eine Gleichmäßigkeitsfahrt. Wodurch die auf dem Beifahrersitz platzierten Söhne beim Kampf um den Gesamtsieg ebenso wichtig sind wie ihre väterlichen Steuermänner. Dem Gewinner winkte im Übrigen ein spezieller Preis: Eine von Roberto Brandoli aus dem weltbekannten Ferrari-Restaurationshaus Carrozzeria Brandoli gefertigte Nachbildung eines Ferrari-Kühlergrills.
Das reine Fahren ist aber nur ein Teil des Gesamterlebnisses Raduno Padre-Figlio. Das Event feiert die Unterschiede zwischen den Generationen, zugleich aber auch die speziellen Bande zwischen Vater und Sohn sowie deren gemeinsame Autoverrücktheit. Darüber hinaus gibt es gutes Essen, viel Kameradschaftsgeist und die Begegnung mit prominenten Gästen. Wie zum Beispiel dem legendären Pininfarina- Designer Pietro Camardella, zu dessen Meisterstücken sowohl der F40 wie der F50 gehören.
Solch einen bunten Strauß Ferrari auf den ewig mäandernden Straßen der Seealpen mit ihren atemberaubenden Panoramen zu sehen, war selbst für Hardcore-Ferraristi ein Fest. Und egal ob jung oder, ob aus einem 250 GT „Lusso“, einem 308 GTS oder einem LaFerrari – breites Grinsen durchzog die Gesichter und unvergessene Momente wurden gesammelt. Doch noch wichtiger waren am Ende die durch das gemeinsame Ferrari-Fieber verstärkten interfamiliären Bindungen. Wenn – wie in meinem Fall – eine Begeisterung für eine bestimmte Sache vom Vater weitervererbt worden ist, sollten wir ihm dafür für immer dankbar sein.
Fotos: Mathieu Bonnevie für Happy Few Racing © 2018