Sei es um die Voraussetzungen für eine Homologation oder die Wünsche von Hardcore-Fans der Marke zu erfüllen – wenn es um extreme Modelle für die Straße ging, legte und legt sich Porsche bis heute keine Fesseln an. Berühmte Beispiele sind der Carrera 2.7 RS, der 930 Turbo und der aktuelle 911 GT3. Doch den Höhepunkt der Eskalationsspirale erreichte Weissach in den späten 1990er Jahren: Als es ausreichte, für die Homologation eines gesamtsiegfähigen Le Mans-Autos nur ein einziges für die Straße zugelassenes Modell oder zumindest eine Kleinserie von mühsam für die Straße domestizierten Exemplaren zu bauen – wie den Dauer-Porsche 962 oder jene ab Mai 1998 ausgelieferte Evolutionsstufe des 911 GT1.
Im wahrsten Sinn ein Rennwagen für die Straße
Nur gehört dieser 1997 gebaute Porsche GT1 ausnahmsweise nicht zu diesen raren Homologations-Modellen. Denn man findet bei ihm keine lederbezogenen Schalensitze, keine farbcodierten Bodenteppiche, kein Radio und kein grob für den Alltagseinsatz entschärftes Cockpit. Diese über 600 PS starke „Evo“-Version des GT1 – chronologisch einzuordnen zwischen dem Original-GT1 und dem GT1-98, der 1998 endlich Le Mans gewann – ist ein lupenreines Rennmodell und eines von nur 14 Exemplaren in Privatbesitz. Zugleich handelt es sich nach allgemeinem Kenntnisstand um die offenbar einzige Rennversion, die bislang eine Straßenzulassung erhalten hat.
Ein hochdekorierter GT-Rennwagen
Der von Porsche zusammen mit einem „Evo“-Upgrade an das kanadische Privatteam Bytzek Motorsport gelieferte Wagen gewann zwischen 1999 und 2001 dreimal in Folge die kanadische GT-Meisterschaft und nahm 2001 mit weithin unbekannten kanadischen Herrenfahrern auch an den 24 Stunden von Daytona teil, wo Bytzek noch einen zweiten und – als Trainingsauto – dritten GT1 an den Start rollte. 13 Siege bei 31 Einsätzen stempeln Chassis 993-117 zu einem der erfolgreichsten Porsche 911 GT1 überhaupt. Zugegeben, es gibt GT1 mit Siegen in international bedeutenderen Rennen, doch keinen, mit denen man am frühen Morgen mal eben zum Kiosk düsen kann, um seine Sonntagszeitung abzuholen.
Eine rauhe Rarität
Fotos: Chris Wilson & Tim Scott for RM Sotheby’s