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Magazin

Edle Weisheiten von Jochen Mass, Alain de Cadenet und Derek Bell

Rennfahrer verlieren nie ihren stählernen Willen, ihren Wagemut und ihr Wettbewerbsdenken. Oder vielleicht doch? Wir trafen uns mit den drei Rennheroen und Credit Suisse Markenbotschaftern Alain de Cadenet, Jochen Mass und Derek Bell, um mehr herauszufinden...

Adrenalin Stoß

„Wenn Du kein siegfähiges Auto hast und über 40 bist, solltest Du es einfach genießen“, definiert der fünffache Le Mans-Sieger Derek Bell (75) seine Einstellung zum historischen Rennsport. Jochen Mass (70) und Alain de Cadenet (71) pflichten ihm bei. Wobei sich Letzterer einen kleinen Seitenhieb in Richtung Bell nicht verkneifen kann: „Er ist ja eindeutig über 40, doch in seinem Kopf ist er noch ein Teenager!“ Derek und Alain pilotierten in der Kinrara Trophy beide einen Ferrari 250 GT Short Wheelbase, während Mass in der Freddie March Memorial Trophy mit einem „Flügeltürer“ antrat.

Das Goodwood Revival gehört zu jener Handvoll von Anlässen, zu denen diese Helden von einst mal wieder ein Rennen bestreiten. In der Regel ohne oder nur mit ganz wenig Vorbereitung – normalerweise sitzen sie erst beim ersten Training zum ersten Mal in einem für sie neuen Auto. „Wenn Du nicht das passende Auto hast und nicht regelmäßig Rennen fährst, ist es sehr schwer, wettbewerbsfähig zu sein“, bekennt de Cadenet. „Bin ich im Nassen mit einem 600 PS-Monster unterwegs, das bei jedem Tritt aufs Gaspedal seitlich ausbricht, frage ich mich: ‚Was zum Teufel tust Du hier?“

Herausforderung akzeptiert

Mass sieht auch im hohen Pilotenalter noch immer eine steile Lernkurve und genießt die Aufgabe, sich auf ein neues Auto einzustellen. Gibt aber auch zu bedenken, dass der Besitzer sein Auto möglichst wieder in einem Stück zurückhaben möchte. „Nachdem wir die alten Zeiten überlebt haben, müssen wir uns jetzt nichts mehr beweisen“, stellt er fest. „Du hast fünf Runden, um Dich zu qualifizieren und trittst dann gegen Jungs mit Titan-Hoden an, die jedes Wochenende fahren. Also warum über seine persönlichen Grenzen gehen?“ Bell und de Cadenet sind sich derweil einig, dass ihr Lieblingsmodell für den schnellen und anspruchsvollen Kurs von Goodwood - obwohl nicht siegverdächtig - der Ferrari 250 GTO sei. „Ich habe insgesamt drei verschiedene in Goodwood gefahren“, erinnert sich Bell, „und auch wenn man damit nie allzu viel holen kann, ist er einfach der am schönsten zu fahrende Wagen, im Nassen wie im Trockenen.“ 

Eine andere Welt

Der vielleicht größte Unterschied zwischen dem modernen und dem historischen Motorsport liegt laut de Cadenet in der Tatsache, dass man es als Goodwood Sieger nicht in die Geschichtsbücher schafft. „Zu unseren Glanzzeiten gaben wir immer unser Bestes. Das tun wir zwar noch immer, nur müssen wir heute nicht mehr damit Geld verdienen und Sponsoren anlocken.“ 

Alle drei Mit-Siebziger möchten Goodwood nicht für alles in der Welt missen. Für Mass ist es (neben den Rennen) die größte Freude, beim Revival Fotografen, Journalisten, Fahrer und Teammanager aus seiner Glanzzeit zu treffen. Für Bell, der sein allererstes Rennen hier auf einem Lotus 7 gewann, liegt der Reiz in der Fähigkeit, wie es Lord March schafft, die Leute aus der Gegenwart herauszuholen. „Wenn wir heute Abend alle durch diese Tore nach draußen gehen, merken wir erst, dass wir wieder zurück in der realen Welt sind. Hier hingegen sind wir in einer Art Enklave mit unseren Freunden, Fans und Bekannten. Wir sind glücklich, ein Teil des Traums von Lord March zu sein. Seine Phantasien zu teilen ist ein Hochgenuss.“

Fotos: Rémi Dargegen für Classic Driver © 2017 

Classic Driver berichtet mit freundlicher Unterstützung von Credit Suisse live vom Goodwood Revival 2017. Sie finden unsere gesammelten Artikel auf unserer regelmäßig aktualisierten Überblicksseite.