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Pebble Beach Concours d'Elegance 2014: Siegeszug der jungen Wilden

Zwanzig Ferrari 250 Testa Rossa, eine Ferrari-Grand-Touring-Klasse und eine Gruppe für Rennwagen der italienischen Marke – die Vorzeichen standen gut für einen Ferrarisieg beim Pebble Concours 2014. So ist es dann auch gekommen.

Selten fiel es so schwer, im Voraus einen eindeutigen Favoriten im Wettstreit um den begehrten Titel "Best of Show" zu benennen.

Zweifelsfrei gehört der Pebble Beach Concours d'Elegance zu den wichtigsten Schönheitswettbewerben für klassische Automobile - auf jeden Fall ist das "Gathering" an der Pazifikküste die erste Veranstaltung auf dem amerikanischen Kontintent. Jedes Jahr überzeugt das Auswahlkommitee mit einer interessanten Mischung an seltenen Klassikern. Das war auch beim Concours 2014 der Fall. Allerdings fiel es uns in diesem Jahr schwer, im Voraus einen eindeutigen Favoriten im Wettstreit um den begehrten Titel "Best of Show" zu benennen. Es fehlte an echten Leuchttürmen, der aus dem Teilnehmerfeld herausstach. Blickt man zurück auf die Liste der Pebble-Beach-Sieger der letzten Jahre, dann waren es immer extravagante Vorkriegsklassiker wie der Delage D8 S de Villars Roadster (2010), der Voisin C-25 Aerodyne (2011) oder der Mercedes-Benz 680 S Saoutchik Torpedo (2012), die mit dem Titel "Best of Show" geehert wurden. In diesem Jahr schienen Pre-War-Karosserien von diesem Schlage bis auf wenige Ausnahmen zu fehlen. 

Freie Bahn für die "jungen Wilden"

Die Abwesenheit der sonst so dominanten Vorkriegsautomobile eröffenete dafür den "jungen Wilden" der Nachkriegsjahre erstmals die Möglichkeit, auf der großen Pebble-Beach-Bühne zu glänzen - und dies taten sie auch! Ein Ferrari 250 Testa Rossa an sich ist schon eine Ikone – auf dem Grün am Ende des Pebble-Beach-Golfplatzes gab in diesem Jahr gleich zwanzig Exemplare dieser seltenen Spezies in verschiedenen Varianten und Farben zu bestaunen. Es dürfte die bisher größte Versammlung der legendären Rennwagen gewesen sein. Dementsprechend sorgten die klassichen Pferde als Publikumsmagnete für grosses Aufsehen. Erfreulich war schließlich die Entscheidung der Jury, nicht einen der perfekt restaurierten Testa Rossa als Klassensieger zu küren, sondern den roten 250 Testa Rossa Scaglietti Spyder, den Tom Hartly Jr aus Derbyshire ins Rennen schickte.

Kennen Sie Ruxton?

Es ist die Vielfalt, die den Pebble Beach Concours d'Elegance besonders macht. Auf keinem anderen Concours dieser Größe – in diesem Jahr waren mehr als 250 Klassiker von der Jury zu bewerten – werden in Pebble Beach fast unbekannte Automobile ins Scheinwerferlicht gerückt, die sonst nirgendwo eine Bühne erhalten würden. In diesem Jahr wurde beispielsweise der Marke Ruxton eine eigene Klasse gewidmet. Jim Fasnacht gilt als ein ausgesprochener Kenner der amerikansichen Manufaktur – er und seine Ehefrau Evelyn besitzen allein sieben Ruxton – und der Texaner schwärmte angesichts seines 1931 gebauter Ruxton C Baker-Raulang Phaeton hingebungsvoll über den technischen Innovationsgeist dieser Zeit. Doch auch die Farbkombinationen aus klaren geometrischen Mustern und kräftigen Farben erscheinen heute wieder zeitgemäss.

Ein Herz für große Gatsbys

Natürlich fehlten neben den Ruxtons auch die imposanten Duesenbergs und Packards nicht. Ein imposantes Gefährt wie der 1934er Duesenberg J Murphy Beverly Sedan hätte auch dem Großen Gatsby Freude bereitet. Es ist immer wieder erfrischend, diese besonderen Klassiker, die man in Europa nur sehr selten zu Gesicht bekommt, vor pazifischer Kulisse zu erleben. 

Von der Dampfkutsche bis zum modernem Konzeptauto

Auf dem Pebble-Beach-Grün kam in diesem Jahr jeder Automobilliebhaber auf seine Kosten: Von der Dampfkutsche bis zum modernem Konzeptauto reichte das Spektrum. Das älteste Gefährt, welches außer der Konkurrenz stand, war eine Dampfkutsche von 1892, die das National Automobile Museum an den Kieselstrand geschickt hatte. Eine kleine Sensation war die starke Präsenz der Stromlinien-Tatra. Insgesamt neun der extravaganten tschechischen Klassiker wetteiferten in einer eigenen Klasse um die Auszeichnungen. Vielleicht ist hier ein neuer Trend auszumachen, denn schon bei den Schloss Bensberg Classics 2014 stand eine der eleganten Limousinen im Fokus. 

Ein Zeichen gesetzt

Dass letztlich erstmals ein Ferrari mit dem Titel "Best of Show" ausgezeichnet wurde, ist eine kleine Sensation. Wie eingangs erwähnt, dominierten seit jeher Vorkriegsklassiker den Kieselstrand. Mit der Auszeichnung des Ferrari 375 MM Scaglietti hat die Jury des Concours ein Zeichen gesetzt, das durchaus Trendwende verstanden werden kann. Wer weiß, vielleicht posieren schon bald auch seltene Youngtimer um den Titel "Best of Show" des Pebble Beach Concours d'Elegance... 

Fotos: © Drew Phillips for Classic Driver