Nach dem Zeitgeist kann man seine Uhr stellen. Nachdem die internationale Design-Szene seit mehr als einem Jahrzehnt die funktionalen Fieberglas- und Sperrholz-Möbel von Charles & Ray Eames und den Industrial Chic von Jean Prouvé gefeiert hat, darf es nun wieder etwas mehr sein: Die Postmoderne ist zurück im Salon – und mit ihr der berühmteste Protagonist des Anti-Designs der 1980er Jahre, der einzigartige Ettore Sottsass. Berühmt wurde der 1917 in Innsbruck geborene österreichisch-italienische Designer bereits in den 1960er Jahren mit seinen von der Pop Art inspirierten Entwürfe für Olivetti – vor allem die rote Schreibmaschine „Valentine“ aus dem Jahr 1968 gilt als Designklassiker.
In den 1970er Jahren begann Ettore Sottsass jedoch, sich vom funktionalen Look des internationalen Stils abzuwenden und sein Design fortan mit einer ordentlichen Prise Ironie und Humor zu würzen. So sind es vor allem seine schrill-bunten, geometrisch geformten und oft wild gemusterten Objekt-Möbel für die von ihm mitbegründete Memphis-Gruppe, die Sottsass den Ruf eines Design-Querulanten einbrachten. Sein Ziel war es, das bürgerliche Geschmacksurteil und den reflexartigen Funktionalismus-Impuls der Nachkriegsgesellschaft herauszufordern und mit seinen unkonventionellen, oftmals auch poetischen Kreationen zum Nachdenken anzuregen.
Im „Met Breuer“, dem von Marcel Breuer gebauten Ausstellungsgebäude des Metropolitain Museum of Art an der New Yorker Madison Avenue, hat vor kurzem eine umfassende Ausstellung eröffnet, die sich dem Werk von Ettore Sottsass widmet. „Ettore Sottsass – Design Radical“ ist noch bis zum 8. Oktober 2017 zu sehen. Auch im Schaudepot des Vitra Museums in Weil am Rhein gibt eine kleine, aber feine Ausstellung mit 30 Objekten und Möbeln Einblicke in das Schaffen des Ausnahme-Gestalters – die Schau „Ettore Sottsass – Rebell und Poet” läuft noch bis zum 24. September 2017.
Fotos: Vitra Museum / Met Breuer