Ein monströses Motorrad
Auch wenn sie mit dem Leviathan aus Herman Mellvilles Epos nur den Namen teilt, ist die hier angebotene Brough Superior SS100 durchaus ein veritables Biest: Der Motor wurde von J.A. Prestwich – in der Motorradszene auch als JAP bekannt – und George Brough persönlich auf Leistung getrimmt, so dass die 1.140-Kubik-Maschine über 65 PS produziert, die Serienversion um mehr als 21 Pferdestärken hinter sich lässt und eine für diese Zeit schier unglaubliche Höchstgeschwindigkeit von 185 km/h erreicht. Man kann sich vorstellen, warum der Journalist Dennis May der brachialen Brough nach einer ersten Testfahrt in Ehrfurcht den Namen „Moby Dick“ verlieh. Auch die Geschichte der Maschine ist romanverdächtig: Zu ihren Frühzeiten ausgiebig im Rennsport eingesetzt, dann im Krieg versteckt und lange in Vergessenheit geraten, wurde sie 1997 nach einer ausgiebigen Restaurierung zu neuem Leben erweckt. Bis heute hat die von RM Sotheby’s auf 500.000 bis 700.000 Euro geschätzte Brough Superior SS100 nichts von ihrer animalischen Präsenz verloren.
Neben „Moby Dick“ kommen bei RM Sotheby’s am 27. Mai in der Villa Erba noch vier weitere Klassiker der der britischen Marke zum Aufruf – darunter eine 2011 aufgebaute Brough Bonneville SS100 „Baby Pendine”, die 2013 bei den Bonneville Speed Trials gleich zwei FIM-Weltrekorde aufstellte. Auch wenn die meisten Motorrad-Klassiker aus der von RM Sotheby’s angebotenen Moto-Icons: From Café Racer to the Superbike-Sammlung faszinieren, sind wir doch besonders gespannt, welchem Bieter das Kunststück gelingt, „Moby Dick“ unter seine Kontrolle zu bringen.
Fotos: Rémi Dargegen courtesy of RM Sotheby’s © 2017