Inspiriert von privaten Eigenbauten mit Porsche-Motor wie dem Glöckler-Porsche entschloss sich das Porsche-Werk zum Bau des 1953 erstmals auf dem Pariser Salon gezeigten 550 Spyder. Seine einzige Mission war, Rennen zu gewinnen, was sich auch in allen Facetten seines Designs widerspiegelte. 67 Jahren später sind seine Formen und Linien in Würde gealtert und lassen noch immer erkennen, was für ein nicht nur sehr funktionaler, sondern auch extrem schöner Rennwagen er doch war. In Bewegung versprüht er eine Aura kinetischer Kunst.
Der 550 war mit seinem kleinen 1,5-Liter-Motor ein wahrer Favoritenschreck und half, Porsches zunächst mit dem 356 aufgebaute Präsenz im Motorsport vor allem auch international zu erhöhen. Nicht zuletzt durch Klassensiege in Le Mans und bei der mexikanischen Carrera Panamericana (Platz drei mit Hans Herrmann 1954). Die Bezeichnung Targa für die offenen Versionen des 911 mit Schutzbügel geht auf den Erfolg eines 550 mit Umberto Magioli bei der Targa Florio von 1956 zurück – Porsches erster Gesamtsieg bei einem großen internationalen Rennen, erkämpft gegen die einheimischen Ferrari und Maserati mit ihren großvolumigeren Rennern.
Abseits der Rennstrecke machte die (tragische) Verbindung mit James den 550 auch zu einer Art Modeikone. Der Schauspieler und Hobbyrennfahrer starb am Steuer seines „little Bastard” genannten Modells, als er mit seinem Mechaniker Rolf Wütherich unterwegs zu einem Rennen in Salinas war und ihnen an einer Kreuzung von einem Ford die Vorfahrt genommen wurde.
Der hier so wunderschön von Stephan Bauer in Szene gesetzte Porsche 550 Spyder steht aktuell bei Auxietre & Schmidt mit Sitz in München und Versailles zum Verkauf. Christophe Schmidt ist regelrecht hypnotisiert von seiner funktionalen Schönheit: „Für mich ist der 550 Spyder der vollkommene Porsche. Es fasziniert mich, wie sie ihren ersten ‚richtigen‘ Rennwagen mit dem einzigen Ziel, damit Rennen zu gewinnen, konstruiert haben. Und es sich dabei ergab, dass er zugleich auch zu einem der schönsten jemals gebauten Rennwagen wurde.“
Chassis 550-0050 ist einer von nur 90 im Werk aufgebauten Modellen. Es wurde am 28. Juni 1957 fertig gestellt und an Jim Cook ausgeliefert, der den Porsche dann zusammen mit C. Pitt Browne bis 1965 beo lokalen Rennen in den USA einsetzte. Mitte der 1980er-Jahre befand sich das Auto in Las Vegas, ehe es später den Weg nach Japan fand.
Ende der Achtzigerjahre entschloss sich sein Besitzer – ein Mr Yoshida – zu einer Vollrestaurierung ohne Rücksicht auf Kosten. Als Folge kommt der Wagen heute mit einer kompletten und originalen Dokumentation mit hunderten von Fotos und Korrespondenzen. Christophe sagt ergänzend: „Auch wenn es jetzt schon wieder 30 Jahre zurückliegt, habe ich kaum jemals eine so professionelle und akribische Restaurierung gesehen wie an diesem 550 Spyder. Alle paar Wochen während des über vier Jahre währenden Prozesses erhielt der Besitzer des Spyders einen Satz Fotos samt detaillierter Beschreibung, was auf jedem von ihnen zu sehen war. Alles ist gesichert in sechs wunderschönen japanischen Fotoalben.“
Dieses Auto hatte während seiner illustren Karriere einige faszinierende Besitzer. Wie zum Beispiel Porsche-Sammler und -Fan Claude Picasso – Sohn von Pablo Picasso. Claude nannte das Auto für die historische Targa Florio und die erste Ausgabe von Le Mans Classic im Jahre 2002. 2005 wurde der 550 auf einer Auktion in Paris versteigert und von David Holder, CEO der französischen Nobel-Konditorkette Ladurée, erworben. 2008 ging er dann an seinen aktuellen Besitzer. Seitdem wurde das Auto wenig gefahren und war daher auch selten in der Öffentlichkeit zu sehen.
Der Porsche 550 ist zweifellos eines der schönsten Modelle, das jemals aus Zuffenhausen auf die Straßen und Rennstrecken der Welt gerollt ist. Dieses Exemplar hat zwar eine nette Rennhistorie, doch ist sie nicht so entscheidend, als dass man nicht ohne ein schlechtes Gewissen weitere Meilen damit zurücklegen könnte. Nachdem er in jüngerer Vergangenheit eine relativ ruhiges Dasein gefristet hat, ist nun definitiv die Zeit gekommen, dieses atemberaubende Exemplar zurück ins Rampenlicht zu bringen. Zumal ihm bei den weltweit bedeutendsten Events für klassische Fahrzeuge der rote Teppich ausgerollt werden dürfte.
Fotos: Stephan Bauer © 2020