Kurz vor dem „Grand Arrival” dieser 60 ausgewählten Automobile, die zu den seltensten und schönsten der Welt gezählt werden, gab sich seine Königliche Hoheit Prinz Michael of Kent hinter dem Steuer seines Bentley Blower vor Hampton Court Palace die Ehre. Er fuhr nicht alleine vor, denn begleitet wurde er auch von seinen Sicherheitsbeamten. Diese Verbindung mit Großbritanniens königlicher Familie verleiht dem Concours of Elegance die besondere Note, nicht zuletzt auch das Schloss mit seinen kultivierten Gärten, die in ihrer Pracht den exquisiten Sammlerfahrzeugen, die um höchste Ehren bei diesem Schönheitswettbewerb antreten, ebenbürtig sind.
Der Concours selbst war immer eine Augenweide mit 60 Automobilen, die von den Pionieren der Frühzeit bis hin zu den exklusiven Klassikern der Zukunft zählten wie beispielsweise der einzigartige Rolls-Royce Sweptail.
Elegante Juwelen der Straße aus der Vor- und Nachkriegszeit reihten sich ein neben Rennwagen, welche noch die Narben ihrer Motorssportkarriere trugen wie ein Porsche 917K in Gulf-Farben und der Mercedes CLK LM der neunziger Jahre. Besonders gut hat uns der Ferrari 166MM/212 Export „Uovo” gefallen, dessen einmalige, von Franco Reggiani entworfene Karosserie konventionelle Vorstellungen vom Aussehen frühester Ferraris faszinierend in Frage stellt.
Apropos Ferrari, natürlich war auch diese Marke vor Hampton Court Palace bestens vertreten. Zu sehen gab es einen weißen 365 California Spyder - eines von nur 14 hergestellten Exemplaren - und den letzten 500 TRC, der in seiner Klasse sowohl in Sebring wie auch Le Mans erfolgreich war sowie einen Prototyp des 288 GTO, den Classic Driver-Händler Tom Hartley Jnr. zur Präsentation mitgebracht hatte.
Tom war auch nicht der einzige aus dem Classic Driver-Kreis. Nicholas Mee & Company bot drei beeindruckende Aston Martins auf, darunter einen bedrohlich wirkenden schwarzen V8 Zagato aus den achtziger Jahren. Fiskens belegte die Bandbreite des Bestands mit einem Maserati 250F neben einem wichtigen Porsche Carrera RSR und einem wundervollen Vorkriegs-Bugatti. Duncan Hamilton ROFGO begeisterte mit gleich zwei Gruppe C-Fahrzeugen: den Porsche 962C in Rothmans-Farben, der nach langer Zeit wieder auf seinen ehemaligen Fahrer Jochen Mass traf sowie einen höllischen Sauber Mercedes C11.
McLaren wählte den Concours, um das neue Zertifizierungsverfahren für den F1 anzukündigen und zeigte einen sorgfältig wieder aufgebauten Gulf-Davidoff Longtail. Als Weltpremiere wurden neun unterschiedliche Varianten des Aston Martin DB4 präsentiert. Darunter waren auch der von Giugiaro entworfene Bertone Jet und der geradezu barock gezeichnete GT Zagato.
Viele Gespräche in diesem Jahr drehten sich um Bruce McCaws Mercedes-Benz S-Type Barker Tourer „Boat Tail”, der 2017 in Pebble Beach als „Best of Show” ausgezeichnet worden war. Und dieser opulente, blaue Grand Tourer machte in den Palastgärten im Vergleich zum kalifornischen „Fairway to Heaven” eine womöglich noch bessere Figur.
Einer unserer Favoriten vom zentralen Concours war „Nelli”. Dieser Rolls-Royce Silver Ghost gehört Katie Forrest und errang die „Club Trophy” beim Concours of Elegance 2017. Damit hatte sie sich automatisch für den wichtigsten Event in diesem Jahr qualifiziert.
Ursprünglich wurde das Auto nach Indien ausgeliefert, wo es vom Maharadscha von Nabha gekauft wurde. „Nellie” wird der Star in der nächsten Folge von „Talk to the Driver” sein - unsere neue Serie kurzer Filme für A. Lange & Söhne. Die Uhrenmanufaktur aus Glashütte war diesmal erstmals Sponsor des Concours of Elegance und erwarb sich viele Meriten. CEO Wilhelm Schmid trat sogar mit seinem eigenen Frazer Nash Le Mans Coupé an und genoss es sichtlich, sein Auto für die Jury um die zentrale Brunnenanlage zu bewegen.
Am Stand der Bridge of Weir Leather Company reihte sich der Aston Martin DB11 Classic Driver Edition ein neben einer feinen Auswahl anderer „Britisch Legends” und zog viel Aufmerksamkeit auf sich. Viele Bewunderer waren sich einig, das man das Interieur in Eifel Green selbst erlebt haben musste.
Und unsere weiteren persönlichen Favoriten? Die Wahl fällt zum einen auf den pfiffigen Fiat 1200 Vignale „Wonderful”, aber auch auf Egon Zweimüllers Ex-Stirling Moss-Maserati 300 S, dessen Proportionen man nur als absolut richtig und gelungen bezeichnen kann. Sollten Sie an diesem Wochenende in der Nähe von London sein und noch keine Pläne geschmiedet haben, dann können wir Ihnen einen Besuch des Concours of Elegance nur ans Herz legen. Die Atmosphäre ist entspannt, die Automobile so grandios wie bei jedem anderen großen Schönheitswettbewerb und die Kulisse royal.
Fotos: Will Broadhead für Classic Driver © 2018