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Dieser einzigartige Peugeot 205 Turbo T16 geht durch Mark und Bein

Wer von einem heißen französischen Schrägheck träumt, denkt vielleicht zuerst an den Peugeot 205 GTI. Doch der Heilige Gral ist der 205 als Turbo 16 – die Straßenversion des kleinen Gruppe B-Monster. Eines dieser unter Sammlern heiß begehrten Exemplare kommt demnächst bei Aguttes unter den Hammer.

Die Franzosen haben verstanden, welches Potenzial einem kleinen Schrägheckmodell entlockt werden kann: Voilà, Hot Hatch. Man denkt dabei oft an den Peugeot 205 GTI, der Leistung und Coolness so überzeugend verbindet. Doch damit nicht genug: Als durch die Homologation vorgeschriebene Straßenversion des Gruppe B-Rallyewagens entwickelte Peugeot den atemberaubenden 205 T16 der „Serie 200“. Enthusiasten haben großes Glück, denn in der nächsten Auktion am 13. Dezember bietet Aguttes ein Exemplar an, das sogar noch exklusiver ist. Doch zunächst ein Blick zurück in die T16-Historie!

Der Peugeot 205 Turbo 16 wird zum Kult

Peugeot steckte zwar Anfang der 1980er Jahre zwar in großen finanziellen Schwierigkeiten. Doch am 23. Februar 1983 gab die Marke seinem jüngsten Kleinwagenmodell, dem Peugeot 205, einen mächtigen Schub. Enthüllt wurde der 205 Turbo 16 – und das Ziel war klar: Der Gewinn der Rallyeweltmeisterschaft. Mit Jean Todt als Verantwortlichem des Programms brauchte es ein Jahr, bis der Peugeot 205 Turbo 16 im März 1984 umfassend homologisiert war. Aber das lange Warten hatte sich fraglos gelohnt: Ab seinem ersten Schlüsselrennen, der Tour de Corse im selben Jahr, erwies sich das Auto als enorm konkurrenzfähig. Ari Vatanen und Jean-Pierre Nicolas am Steuer überraschten die Welt mit ihrer großartigen Leistung.

Die Saison 1985 sollte mit ihren beeindruckenden Erfolgen für das Peugeot Sport-Team denkwürdig bleiben: Sieben Siege, 182 gewonnene Wertungsprüfungen – und letztlich die Krönung von Timo Salonen zum Rallyeweltmeister. Es war der erste Titel für Peugeot, dem 1986 ein zweiter folgen sollte. Peugeot ritt auf der Welle dieses Erfolgs und sollte später sogar mit verschiedenen Versionen des 205 Turbo 16 an der Rallye Dakar und am Pikes Peak-Bergrennen teilnehmen. Die atemberaubende Dominanz dieser mal weißen, mal gelben Autos sollten sich ins Gedächtnis der Enthusiasten einbrennen. Und der kleine, heiße Turbo 16 avancierte zu einem echten Kultobjekt. 

Die „Serie 200“ erobert die Straße

Bei ihrer Premiere auf dem Genfer Automobilsalon 1984 wurde die Straßenversion des Turbo 16 mit einmalige Farben und Konfigurationen angeboten: Eine Karosserie in Winchester Grey mit rotem Streifen, Gruppe B-Räder aus Magnesium, zweifarbige graue Sitze im Cockpit, ein spezielles Armaturenbrett mit mehreren Anzeigen, ein Zweispeichen-Lenkrad mit Turbo 16-Emblem und gelochte Aluminiumpedale. Aber das wirklich Spektakuläre an der „Serie 200“ war die dramatische Form. Die Autos wurden nahe Paris gefertigt, die Karosserien von Heuliez gebaut. Unter der Metallhaut steckte ein Stahlrohrrahmen. Den Ursprung aus dem Motorsport verdeutlichten die ausgestellten Radhäuser und die gewaltigen Lufteinlässe an den Seiten und auf der Motorhaube in Größe XL.

Um die Alltagstauglichkeit zu erhöhen, entwickelte Peugeot eine etwas leisere Variante des Gruppe B-Rennwagens. Statt annähernd 507 PS wurde die Serie 200 auf knapp 200 PS gedrosselt – mehr als genug für französische Landstraßen und den Pariser Verkehr. Wie sein Gruppe B-Vorbild wurde der Hot Hatch von einem aufgeladenen 1,8-Liter großen Vierzylinder-Mittelmotor angetrieben, der mit einem Allradsystem, epizyklischem Mitteldifferential und einer Visko-Kupplung verbunden war. 

Ein Solitär

Von den 219 produzierten Autos wurden vier besondere Exemplare in Perlweiß lackiert. Sie waren reserviert für Jean Todt, Chef von Peugeot Talbot Sport, sowie André de Cortanze, dem verantwortlichen Ingenieur von Peugeots Rennsportprogramm, Jean Boillot, CEO von Peugeot, und den Formel 1-Rennfahrer Didier Pironi. Doch Peugeot Talbot ließ noch ein weiteres Auto zu, das für eine ganz spezielle Mission vorgesehen war – und dieses Exemplar wird nun versteigert. Gautier Rossignol, Leiter der Automobilabteilung von Aguttes, erklärt uns mehr: „Dieser Peugeot ist etwas ganz Besonderes. Es wurde am 1. März 1985 von Peugeot-Talbot für ihr Info Rallye-Team zugelassen – eine hauseigene Organisation, die Rallyezuschauer mit Informationen versorgen sollte, lange bevor das Internet und Smartphones diese Funktion übernehmen sollten.“

Das Info-Team hatte eine Flotte von fünf Gruppe N Peugeot 205 GTI – und eben diesen 205 T16. Den T16 konnte man sofort an der Reihe von Blinkleuchten auf dem Dach erkennen sowie den Scheinwerfern für große Reichweite. „Das Rallye-Team ließ das Auto sofort in Perlweiß lackieren und mit Peugeot Talbot Sport-Streifen versehen, damit es seinen Gruppe B-Stallgefährten ähnelte. Dieses Auto war bei allen französischen FSA-Rallyes dabei sowie bei den Weltmeisterschaftsläufen in Monte-Carlo und bei der Tour de Corse, wo seine Insassen mittels Lautsprecher die Zieleinlaufzeiten der Führenden wie auch Sicherheitsdurchsagen verkünden konnten“, erzählt Rossignol. 

Kurz nach diesen Auftritten verkaufte Peugeot Talbot den 205 T16 mit 8.000 Kilometer auf der Uhr am 1. Oktober 1985 an den SAGG Peugeot Talbot-Händler in Roanne. Dieser Händler war bereits der glückliche Besitzer von zwei 205 T16 und stellte dieses besondere Exemplar noch viele Jahre in seinem Showroom aus. Als aktives Mitglied im Peugeot 205 Turbo 16 Club war er mit diesem Auto auch bei vielen Treffen dabei. 

Gautier Rossignol fungiert am 13. Dezember auch als Auktionator – bieten kann man online wie per Telefon. Er betont: „Mit nur 39.500 Kilometer auf dem Tacho ist dieser Peugeot 205 Turbo 16 ein wahrhaft außergewöhnliches Auto, das exakt dieselbe Konfiguration mit dem Original-Interieur aufweist wie beim Kauf 1985. In technischer Hinsicht wurde das Fahrzeug mit größter Sorgfalt in der Händlerwerkstatt gewartet und gepflegt. Es kommt selten vor, dass man bei diesen Autos eine so transparente Historie, regelmäßige Wartung und einen so niedrigen Kilometerstand vorfindet. Ich empfehle unbedingt, auf diesen Turbo 16 zu bieten, denn die Nachfrage nach Autos dieser Rallye-Ära steigt gerade deutlich an.“ Dank seiner bemerkenswerten Geschichte dürfte dieses Auto bei Hot Hatch-Fans und Rallye-Enthusiasten für Furore sorgen. Und wer wollte nicht dem durchaus exklusiven Club der Peugeot 205 Turbo 16-Besitzer beitreten?

Text: Etienne Raynaud Fotos: Mathieu Bonnevie © 2020

Im Classic Driver Markt finden Sie weitere Informationen über diesen besonderen Peugeot 205 Turbo 16 als auch den gesamten Katalog der Aguttes-Auktion am 13. Dezember in Neuilly-sur-Seine.